Tag der Arbeitslosen 2016

© Lisa Mathis
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Zweiter Arbeitsmarkt wird immer wichtiger. Soziale Unternehmen Vorarlberg: „Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit lohnt sich“.

Dornbirn, 28. April 2016 – Zum Tag der Arbeitslosen verdeutlichen die Sozialen Unternehmen Vorarlberg, dass sich die Förderung langzeitarbeitsloser Menschen auszahlt: Die Chance der betroffenen Frauen und Männer auf den Wiedereinstieg ins reguläre Arbeitsleben steigt, ihre soziale und wirtschaftliche Situation verbessert sich. Aktuell beschäftigen die Unternehmen rund 600 langzeitarbeitslose Menschen pro Jahr und begleiten diese aktiv auf dem Weg zurück in den 1. Arbeitsmarkt. Der Verband will die Arbeit im Interesse der Arbeitssuchenden weiter forcieren.

In Vorarlberg gibt es immer mehr langzeitarbeitslose Menschen: Vor fünf Jahren waren rund 2000 Personen in Vorarlberg davon betroffen, heute sind es nochmals tausend mehr. „Aktuell können die Sozialen Unternehmen Vorarlberg rund 600 Frauen und Männern eine Beschäftigung bieten, mehr Arbeitsplätze wären also dringend notwendig“, betonte Verbandssprecherin Benedicte Hämmerle anlässlich des „Tags der Arbeitslosen“ (30. April) bei den Kaplan Bonetti Arbeitsprojekten in Dornbirn.

Die Hälfte der derzeit Betroffenen ist über 50 Jahre alt – Tendenz steigend. Der Großteil hat lediglich einen Pflichtschulabschluss, 40 Prozent der Betroffenen leiden unter gesundheitlicher Beeinträchtigung. „Das Engagement der Sozialen Unternehmen Vorarlberg im gemeinsamen Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit wird in Zukunft noch wichtiger werden“, ist Hämmerle überzeugt.

Die Sozialen Unternehmen Vorarlberg sind AQUA Mühle Vorarlberg, die sozialen Unternehmen carla der Caritas Vorarlberg, die Dornbirner Jugendwerkstätten, Integra Vorarlberg und die Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte. Diese bieten am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen ein befristetes Dienstverhältnis. Gleichzeitig unterstützen sie diese sozialpädagogisch sowie bei der beruflichen Qualifizierung und sind personalvermittlerisch tätig.

 

Sinnvolle Arbeitsprojekte

Die Arbeit lohnt sich: Den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt schafft rund ein Drittel aller Betroffenen. Die Dornbirner Jugendwerkstätten vermitteln sogar jeden zweiten jungen Menschen in ein Dienstverhältnis. „Der Verband ist eine wichtige und wirkungsvolle Institution am zweiten Arbeitsmarkt. Im Dialog mit den Betrieben arbeiten wir laufend daran, Maßnahmen noch besser auf die Bedürfnisse der Menschen abzustimmen“, erklärte Harald Moosbrugger von der Abteilung für Wirtschaftsangelegenheiten des Landes Vorarlberg.

Künftig wollen sich die Sozialen Unternehmen Vorarlberg noch stärker mit VertreterInnen aus Wirtschaft und Politik austauschen. Ziele sind neue Arbeitsfelder für den zweiten Arbeitsmarkt sowie verbesserte Beschäftigungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. „Wir wollen gemeinsam mit den Sozialen Unternehmen an zielgerichteten Modellen arbeiten. Dazu braucht es neue Finanzierungsquellen, die wir gemeinsam prüfen werden“, betonte der stellvertretende Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice Vorarlberg, Bernhard Bereuter.

 

Stabilere Lebenssituation

„Von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen fehlt nicht nur der Job, sondern auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Meist leiden soziale Kontakte und die Gesundheit darunter“, berichtete Verbandssprecherin Benedicte Hämmerle. „Ein Arbeitsverhältnis hilft, die Lebensverhältnisse zu stabilisieren, und zwar wirtschaftlich, sozial und gesundheitlich.“ Dies habe auch eine Studie der Volkshilfe Oberösterreich mit über 500 Befragten ergeben.

Laut einer Studie des WIFO verbessern Soziale Unternehmen nicht nur die Reintegrationschancen der betroffenen Menschen, diese verbleiben danach auch länger in einem Arbeitsverhältnis als vergleichbare, ehemalige Arbeitslose. Frauen und ältere Arbeitskräfte profitieren am stärksten. Ehemalige Transitarbeitskräfte steigen in späteren, längerfristigen Jobs auch finanziell besser aus: Ihr Verdienst liegt im Schnitt um 13,4 Prozent höher als bei anderen ehemaligen Langzeitarbeitslosen.

 

Pläne für die Zukunft

Gute Gründe, die Arbeit gezielt fortzusetzen. Zu den Forderungen der Sozialen Unternehmen gehört eine Bildungsoffensive: Menschen mit geringem Bildungsniveau sind am häufigsten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Ein modulares, niederschwelliges Angebot soll ihnen helfen, sich für den Arbeitsmarkt besser zu qualifizieren.

Längerfristige und dauerhaft geförderte Arbeitsplätze stehen ebenfalls auf der Forderungsliste. „Nicht alle Betroffenen schaffen es, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Sie sollen die Chance auf eine existenzsichernde und vor allem sinnstiftende Beschäftigung erhalten“, erklärte die Verbandssprecherin.

Auch will der Verband mit Vorurteilen aufräumen. „Menschen ohne Beschäftigung wird oft mangelnde Arbeitswilligkeit unterstellt. Viele von ihnen wollen arbeiten, aber nicht alle schaffen es ohne Hilfe zu den Bedingungen, die der Arbeitsmarkt verlangt. Wir sind überzeugt, dass wir die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Betroffenen noch besser berücksichtigen müssen, um ihnen einen passenden Job zu vermitteln“, so Hämmerle.

 

Nutzen für die Wirtschaft …

Der jährliche Umsatz der fünf Sozialen Unternehmen Vorarlberg beläuft sich auf rund 17 Millionen Euro. Es besteht keine Gewinnabsicht, die Betriebe müssen jedoch zur Hälfte kostendeckend wirtschaften. Auftraggeber sind Wirtschaftsunternehmen, öffentliche Einrichtungen und Kommunen sowie Privatpersonen.

Aktiv sind die Betriebe hauptsächlich in wirtschaftlichen Nischen, für die am regulären Arbeitsmarkt kaum Arbeitskräfte vorhanden sind und damit nicht im Wettbewerb mit Wirtschaftsunternehmen stehen. Letztere profitieren allerdings von den Arbeitskräften und dem Angebot an Dienstleistungen und Produkten der Sozialen Unternehmen. Dazu gehören etwa die Postpartnerschaften, Räumungen, Digitalisierungen, Palettenproduktion, Landschaftspflege, der Re-use Bereich, Schulkantinen, Kinderspielplätze und vieles mehr.

 

… und die Gesellschaft

2016 werden die Arbeitsprojekte der Sozialen Unternehmen vom Arbeitsmarktservice Vorarlberg mit 6,8 und vom Land Vorarlberg mit 2,2 Millionen Euro gefördert. Nach der Studie der Volkshilfe Oberösterreich fließen Dreiviertel der Förderungen bereits im ersten Jahr als Steuern und Sozialabgaben an die öffentliche Hand zurück. Nach 2,8 Jahren amortisiert sich die finanzielle Zuwendung.

 

www.sozialeunternehmen-vorarlberg.at